
Nachwuchs in Westafrika wirtschaftet in Richtung nachhaltige Zukunft
Viele junge Afrikanerinnen und Afrikaner sind gut ausgebildet und motiviert, den Wandel hin zu einer nachhaltigen, lokalen Wirtschaft und Landwirtschaft aktiv mitzugestalten. Es lohnt sich, dieses Potenzial abzuholen. Manchmal kann ein Wettbewerb die Initialzündung sein.
Bei Noël Obognon aus Benin war es umgekehrt. Der 28-jährige baute erst sein Geschäft auf und heimste dann den zweiten Platz in einemStart-up-Wettbewerb für innovatives, junges Unternehmertummit mehr als 420 Teilnehmenden in Westafrika ein. Eine weitere Auszeichnung folgte im Juni 2020, wo er als einer der Gewinner derChallenge des 1’000,ein Wettbewerb im Rahmen desGipfels Afrique-France 2020, gekürt wurde. „Nach sechs Jahren Agrarstudium wollte ich die Ergebnisse meinerForschung in Wert setzen und unter die Leute bringen“, sagt der erfolgreiche Geschäftsführer. Er war bis 2017 Student im r4d-ProjektInsects as Feed in Westafrica, in dem er nach wie vor zu 50 Prozent als Forschungsassistent tätig ist.
Zusammen mit drei weiteren Uni-Abgängern gründete Obognon 2018 die Kooperative „Agro-Eco Services“. Das Geschäftsmodell basiert auf seiner Masterarbeit. Sein Forschungsgebiet ist die Herstellung von Kompost mit Hilfe unterschiedlicher Fliegenlarven, die die Zersetzungsarbeit verrichten. Er untersucht, wie sich Beigaben von Tiermist oder Grünabfällen auf die Herstellung und Qualität des Komposts auswirken. Obognon erforscht zudem, wie sich der jeweilige Kompost auf das Wachstum verschiedener Pflanzenkulturen auswirkt.
Schnelle Verfahren, grosse Nachfrage
Die bis heute beste Technik setzt er um. Sie liefert gute Qualität und ist schnell: „Wir sind sechs Mal schneller als natürliche Zersetzungsprozesse“, sagt Obognon stolz. Ausserdem sind seine Erden reich an wichtigen Nährstoffen. 120 Tonnen Komposterde und 4 Tonnen Larven setzt Agro-Eco Services jährlich um, die Nachfrage sei aber zehnmal grösser. Den Umsatz beziffert er bei 25’000 US-Dollar pro Jahr: „Wir verkaufen zu sehr fairen Preisen, halb so teuer wie die chemische Konkurrenz.“ Die Kunden sind Bauern, die aus dem Teufelskreis von teuren synthetischen Düngemitteln und abnehmender Bodenfruchtbarkeit aussteigen wollen. Sein Produktionsverfahren möchte Obognon rechtlich schützen lassen, dafür braucht er aber noch das notwendige Geld.

Bild 1: Organischer Dünger aus Benin, produziert von Agro-Eco Services.

Bild 2: Feldbesuch zur Überprüfung der Wirkung des organischen Düngers.
Qualität und Engagement berühren
„Wettbewerbe eignen sich gut, um neue Ideen zu verbreiten“, ist auch der Leiter derFood Systems Caravan, Fernando Sousa, überzeugt. Auf seiner Reise traf das Karawanen-Team rund 250 Studentinnen und Studenten, die sie einluden, kreative Lösungen für die landwirtschaftlichen Herausforderungen Afrikas zu suchen.
Es sei nicht einfach gewesen, die Gewinnerteams zu küren, so Sousa. „Eigentlich sollten alle Projekte realisiert werden“, findet er und hofft, dass dafür noch Geld aufgetrieben werden kann. Die Qualität, Kreativität und das Engagement der eingereichten Ideen habe ihn berührt.
Letztlich wurden vier Projekte zu gleichwertigen Siegern gekürt (siehe Box). Jedes erhält 1000 Schweizerfranken, die zweckgebunden in die Realisierung der Projekte fliessen. Ein detailliertes Budget war bereits Teil der Eingabe. Vereinbart ist auch, dass die Studierenden einen Zwischen- und einen Abschlussbericht schreiben und den Fortschritt des Projekts fotografisch dokumentieren. „Ansonsten sind sie 100 Prozent autonom und auch an keines unserer r4d-Projekte gebunden“, so Sousa.
Auf Fotos halten die jungen Gewinnerinnen und Gewinner stolz ihre Urkunden in die Kamera. Dieses Selbstvertrauen ist ein guter Boden für die Zukunft Afrikas. Dass drei der vier Siegerprojekte aus Benin kommen, sei dabei kaum zufällig, so Fernando Sousa: „Benin ist in Sachen agrarökologischer Projekte sehr fortschrittlich. Ein richtiger Hoffnungsträger.“
Noël Obognon sagt es so: „Wir wollen Benins Landwirtschaft auf eine rationelle, gesunde und nachhaltige Bodenbewirtschaftung gründen. Gleichzeitig haben wir diese Vision für ganz Afrika.“ Im Moment sucht er Investitionen im Umfang von 200’000 US-Dollar, um von manueller auf industrielle Produktion umstellen und der grossen Nachfrage gerecht werden zu können. Bis 2022 will er sein Geschäft nach Burkina Faso, Ghana und Togo ausweiten.

Bild 3: Noël Obognon, Jungunternehmer aus Benin und CEO von Agro-Eco Services, auf einer Hühnerfarm. Die Hühner liefern wertvollen Mist für den Kompost und erhalten umgekehrt eiweissreiche Larven des start-up Unternehmens. Eine Win-Win-Situation.
Studierende als change makers
Diesevier Projekte sind die Gewinner des Studierenden-Wettbewerbs im Rahmen derFood Systems Caravan2019/2020.
Ziel desProjekts aus Ghana ist die Regeneration erodierter Böden, die durch eine jahrelange Übernutzung von Wäldern entstanden. Die Bevölkerung soll für die wichtige Rolle von Bäumen für gesunde Böden sensibilisiert werden. Neben dem Ziehen und Pflanzen von Nutzbäumen gehören etwa Lieder dazu, die am Radio gespielt werden und die Botschaft als Ohrwurm transportieren.
Grand-Popo ist ein schmaler Küstenstreifen in Benin mit vielen kleinen Gemüsegärten.Viele Gärtner und Gärtnerinnen möchten biologisch arbeiten, wissen aber nicht wie. Mit einer Demonstrationsparzelle wollen die Studierenden das ändern. In einem Dominosystem immer neuer Demonstrationsgärten sollen sich biologische Techniken der Düngung und Parasitenbekämpfung verbreiten.
Keinen Modell-Garten, sonderneinen Modell-Hof entwickelt die zweite Gruppe aus Benin. Anpassung an den Klimawandel, Regeneration der Böden und Förderung der Biodiversität sind ihre Leitlinien. Regionale Bauern können auf dem Hof Kurse besuchen und an den lokalen Kontext angepasste „Bonnes pratiques“ mit nach Hause nehmen.
Eine Vielfalt an Blattgemüse sind in Westafrika traditionell wichtige Nahrungsmittel.Studierende im Norden Benins bauen auf dem landwirtschaftlichen Experimentierfeld ihrer Universität Blattgemüse biologisch an. Mit dem günstigen Verkauf der Pflanzen und Informationsanlässen wollen sie ihre Mitstudierenden für gesunde, pestizidfreie Ernährung sensibilisieren.
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Sources
Kontakte:
Noël Obognon, obognonnoel@gmail.com, Universität Abomey-Calavi, Benin
Fernando Sousa, fernando.sousa@fibl.org, Research Institute of Organic Agriculture (FiBL), Food Systems Caravan West Africa
Projekte:
r4d project Sustainable Use of Insects to Improve Livestock Production and Food Security in Smallholder Farms in West Africa (IFWA);
http://www.insectsasfeed.org
http://www.r4d.ch/modules/food-security/insects-as-feed
r4d Food Security Synthesis Food Systems Caravan West Africa;
https://foodsystemscaravan.org
https://www.facebook.com/foodsystemscaravan/
http://www.r4d.ch/r4d-programme/synthesis9